Auch Kinder bekommen mit, was in der Welt passiert. Und sie gehen auf ihre ganz eigene Weise damit um. Das kann ziemlich herausfordernd sein, wenn man nicht weiß, was hinter dem Handeln der Kinder steckt. Als Anfang März die Lernferien in Hamburg starten, ist der Krieg Russlands gegen die Ukraine gerade mal wenige Wochen alt. Unser Leuchtturm Ayla erzählt, wie sie die Unsicherheiten und Anspannung bei den Kindern auffing.
Schon in der ersten Lernzeit machte sich bemerkbar, dass der Ukraine-Krieg die Kinder beschäftigt. Ein Kind aus russischem Elternhaus musste sich Sprüche von einem anderen Kind anhören und bekam von den Mitschüler*innen ein wenig später den unschönen Spitznamen „Putin" aufgedrückt. Das Leitungsteam der Lernferien hatte die Klassenteams für solche Fälle bereits vorbereitet. „Wir müssen bei den Lernferien ja immer traumasensibel arbeiten, weil die Kinder verschiedene Belastungen mitbringen.", erzählt Ayla Lorenzen. Ayla ist Teil des Leitungsteam. Als sogenannter Leuchtturm unterstützt sie die Klassen mit ihrem sozialpädagogischen Wissen und betreut die Kinder bei größeren Konflikten.
Ayla kennt die Kinder an ihrer Schule und weiß: Ihnen ist Fairness und eine gute Klassengemeinschaft wichtig. Außerdem sind sie für Rassismus sensibilisiert, das heißt: Sie wissen, dass es nicht okay ist, Kinder aufgrund ihrer Herkunft zu diskriminieren. In einem Workshop besprach sie die Situation mit den betroffenen Kindern und betonte diese gemeinsamen Werte. „Es ist wichtig, einen sicheren Raum zu schaffen. Ich rede mit den Kindern zum Beispiel über meine eigenen Erfahrungen, wie ich in der Schule aufgrund meiner Behinderung diskriminiert wurde." Einige Kinder machen Probleme lieber mit sich selbst aus, deshalb legt sie viel Wert darauf, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. So waren die Kinder auch offen für neues Wissen und neue Sichtweisen. „Ich erzählte den Kindern, dass viele Russ*innen sehr mutig sind, weil sie sich trotz großer Gefahren gegen den Krieg aussprechen. Die Kinder fühlten sich in so eine Situation hinein und fragten sich, ob sie diesen Mut auch hätten."
Im Sommer werden sehr wahrscheinlich einige geflüchtete Kinder aus der Ukraine bei den Lernferien mitmachen. Ayla ist optimistisch, dass sie sich gut in die Klassengemeinschaft einfügen werden können, wenn in den ersten Tagen die Zukunftskompetenzen Rücksicht und Teamfähigkeit im Fokus stehen: „Die Kinder sind resilient. Sie wollen miteinander spielen. Da können wir ansetzen, zum Beispiel indem wir die Klassen gegen die Erwachsenen in verschiedenen Spielen antreten lassen. Und generell gilt es natürlich, den Kindern authentisch zu zeigen, dass sie ernst genommen werden, wie sie sind. So können wir bei den Lernferien ein Netz spannen, mit dem wir alle Kinder auffangen."
Ab Sommer wird es bei den Lernferien eine neue Rolle in unseren Leitungsteams geben: den Refugee-Leuchtturm. So können wir geflüchtete Kinder intensiv betreuen, auf ihre Bedarfe eingehen und der Sprachförderung mehr Raum geben. Die Stellenausschreibung dafür findest du hier. Außerdem hat climb einen Sonderfonds für geflüchtete Kinder aufgesetzt. Interessierte, die die Teilnahme ukrainischer Kinder finanziell unterstützen möchten, können sich bei Jennifer Busch (busch<at>climb-lernferien.de) melden.