Florian Haase ist bei den Lernferien im Herbst in Hamburg als Trainer dabei. Ihr dürft ihm einmal über die Schulter schauen – letzten Donnerstag hat er für den climb-Blog Protokoll über einen Tag in unserem Erwachsenenbildungsprogramm geführt. Vielen Dank für die Einblicke, Flo!
8:30
Für die Erwachsenen beginnt der Tag im Lehrerzimmer. Es wird gemeinsam gefrühstückt, geplant, Erfahrungen ausgetauscht und viel gelacht. Ich nutze die Zeit, um in die Stimmung in der Gruppe hineinzuhören, mich mit Projektleitung Hannah abzusprechen und mir für meine heutigen Hospitationen Beobachtungsaufträge geben zu lassen. So kann ich jeden der Erwachsenen dabei unterstützen, an seinen oder ihren ganz persönlichen Entwicklungsfeldern dranzubleiben - und das ist ein großer Teil des Zaubers, der für mich climb ausmacht.
9:15
Ich trinke meinen Kaffee aus, schnappe mir mein Notizbuch und mache mich auf in die erste Hospitation des Tages. Bei den Pfefferkörnern steht heute ein besonderes Highlight an: climb-Lehrerin Jana hat ihre Mutter mitgebracht. Die ist alteingesessene Wilhelmsburgerin und hat alte Fotos der Schule, an der sie selber mal Schülerin war, und von der großen Sturmflut in den sechziger Jahren mitgebracht. Die Kinder kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, Jana moderiert und ich lehne mich ganz entspannt zurück: Wenn Stunden so gut geplant sind, läuft vieles eben einfach.
10:00
Nach der Hälfte der Lernzeit verabschiede ich mich von den Pfefferkörnern und schleiche in die Nachbarklasse zu den Alsteraffen. Hier wurde schon fleißig gearbeitet und zur Entspannung erzählt Lehrer Tobias eine Geschichte. Im Vorhinein hatte er mich gebeten, vor allem auf seine Präsenz im Raum zu achten. Und ich bemerke begeistert, wie er sich mit größter Freude zum sprichwörtlichen Affen macht und die Kinder während der Geschichte förmlich an seinen Lippen hängen. Auch als es in die Arbeitsphase geht, beobachte ich, wie Tobias immer wieder sehr bewusst seine Körpersprache einsetzt - unglaublich, was er seit Montag gelernt hat!
10:45
Für die Kinder geht es in die Pause, für mich kommt nach dem all dem Beobachten endlich der aktivere Part: ich schnappe mir die beiden Erwachsenen, die ich hospitiert habe und wir gehen ins Feedback. Etwa 20 Minuten dauert das, heute haben wir Glück und genießen die Herbstsonne bei einem Spaziergang. Als ich Tobias rückmelde, wie aufmerksam die Kinder seiner Geschichte lauschen, ist er überrascht: „Ich hatte eigentlich Angst, dass die das total uncool finden,“ gibt er lachend zu, und freut sich umso mehr, als ich ihm meine Beobachtungen schildere. Gemeinsam gehen wir auch meine Lieblingsreflexionsfrage durch: Wie zufrieden, glaubt ihr, waren eure Schüler*innen mit der Stunde? Die Frage liebe ich, sie schult Empathie und einen Blick für die Bedürfnisse der Kinder und hilft dabei, sich auf ewige Baustellen wie klare Arbeitsaufträge zu fokussieren. Zum Ende setzen Jana und Tobias sich Ziele für die nächsten Stunden, dann entlasse ich die beiden mit einem sehr guten Gefühl in die restliche Pause und die nächste Lernzeit.
11:15
Neben den Hospitationen sind Workshops fester Bestandteil unserer Erwachsenenbildung. Denn so wertvoll es ist, Feedback zu bekommen, mindestens genauso wertvoll sind die Momente, in denen die climb-Lehrer*innen sich untereinander auch mal kontrovers austauschen und bestimmte Aspekte von Führungsverhalten in den Fokus nehmen. Heute geht’s um pädagogische Nähe und professionelle Distanz. Wir sprechen über Fragen wie: Wie viel bin ich Mensch, wie viel bin ich Lehrerin? Was macht es mit mir, wenn Kinder ständig auf meinem Schoß sitzen wollen - oder mir in einem Wutanfall ein „Ich hasse dich!“ entgegenpfeffern? Mein Highlight heute: Ein Lehrer, der eigentlich nicht für den Workshop eingetragen ist, setzt sich spontan dazu. „Och, in meiner Klasse läuft das so gut, meine Kolleginnen kommen auch kurz ohne mich klar,“ grinst er. Diskutiert kurz mit und verabschiedet sich dann wieder, um das ein oder andere direkt auszuprobieren.
13:00
Mittagspause ist angesagt. Ich genieße sehr, dass ich heute auch einfach mal Pause habe und verbringe ein bisschen Zeit mit den Kindern - das kommt in der Trainerrolle ja manchmal zu kurz. Die finden übrigens das, was ich tue total spannend - ein Lehrer für die Lehrer*innen? Die Haltung, dass hier bei climb jeder lernen darf und soll ist bei ihnen jedenfalls angekommen.
14:00
Die Projektzeit ist heute besonders aufregend: Wir haben die Eltern eingeladen, um ihnen zu präsentieren, was ihre Kinder in der ersten Woche während der Nachmittagsprojekte erarbeitet haben. Ich bin zum Feedback beim Projekt Mi Barrio eingeteilt. Hier haben die Kinder in der letzten Woche aus Schachteln, Altpapier und Bastelkram ihren Traumstadtteil Wilhelmsburg gebaut - komplett mit Prinzessinenschloss. Die Kinder werden für ihre Eltern zu Stadtführern durch das Wilhelmsburg ihrer Träume, und zwar in Deutsch und in ihrer zweiten Muttersprache. Vielfalt pur und jede Menge Gänsehaut!
15:00
Wie in den Lernzeiten versuche ich auch in der Projektzeit zwei Gruppen zu sehen, um möglichst viel Feedback geben zu können. Also geht’s zur Halbzeit für mich in den „climb-Club.“ Hier werden Sockenpuppen gebastelt und mit den Handpuppen kleine Rollenspiele aufgeführt, in denen es um Rücksicht und Teamverhalten geht. Als es am Montag losging, war das noch mehr Glitzerchaos als Struktur - und heute sind die Kinder so stolz auf ihre kleinen Theaterstücke. Beeindruckend, wie die beiden Lehrerinnen das Projekt seit dem Vorbereitungswochenende weiterentwickelt haben - ich schreibe schnell einen Brief, um den beiden das zurückzumelden.
16:15
Nachdem die Kinder mit dem climb-Klassiker "Heut' ist so ein schöner Tag" verabschiedet wurden, geht's ins Feedback für das Team von Mi Barrio. Wir lassen viele schöne Momente und ein rundherum gelungenes Projekt Revue passieren und überlegen, was für nächste Woche, wenn das gleiche Projekt mit einer neuen Kindergruppe durchgeführt wird, wichtig ist - hauptsächlich aber feiern wir! Muss man auch manchmal machen.
17:00
Morgen geht es in den Kletterwald, da ist eine best-practice Runde zum Thema "Mit Kindern im Straßenverkehr" auf jeden Fall angebracht. Projektleitung Hannah und ich moderieren, die Vorschläge kommen vom Team - so schaffen wir eine Atmosphäre des Voneinander Lernens und der Offenheit. Und weil die erste Woche so erfolgreich gelaufen ist und wir uns alle schon auf einen Wahnsinnstag im Kletterwald freue (und ich mich auf meinen freien Tag!), gibt's nach der kurzen Orga-Runde einen Sekt für alle. Prost! Auf die zweite Woche schlaue Ferien!
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Loriann Montague (Freitag, 03 Februar 2017 01:41)
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